no-waste killing

no-waste killing

Es ist keine einfache Zeit, das kann ich ihnen sagen. In der heutigen Gesellschaft muss man sich erst einmal zu recht finden. Da kannst du nicht einfach nur ein Mörder sein. Es muss dir schon von Anfang an klar sein, dass du in irgendeine Schublade gepackt wirst. Nach deiner Tat, versteht sich. Und bevor du da in der falschen Schublade landest, musst du alles gut recherchieren und dich vorbereiten. Es wäre ja fatal, wenn man schnell als Perverser oder Amokläufer abgestempelt wird, nur weil einige Details darauf hinweisen, die man eben nicht einkalkuliert hatte.

Wie schnell kann so eine schöne traditionelle Blutrache als ein Amoklauf durch die Medien gehen, nur weil ein paar Passanten plötzlich aufgetaucht sind und sich in der „Schusslinie“ befanden. Oder als pervers, nur weil das Mädchen nicht 18 Jahre alt war, wie sie behauptet hatte, sondern noch minderjährig.

Und dann muss man aufpassen, wen man da tötet. Ja, auch das ist heutzutage gar nicht mehr so einfach, in einer emanzipierten Multikulti-Gesellschaft. Hast du eine Frau ins Auge gefasst, solltest du dir bei der immer noch anhaltenden „me-too“ Debatte das noch mal ganz genau überlegen. Ist das wirklich noch zeitgemäss? Sollte man da nicht lieber einen Mann töten? Oder ist das dann doch wieder nicht gleichberechtigt? Da kann ich nur sagen, gut in den Statistiken recherchieren. Und Kinder? Ja, das ist nach wie vor sehr beliebt und kein einfaches Thema. Mal ganz ehrlich, die kleinen Rötzgören sind uns doch haushoch überlegen. Selbstsicher und selbstbewusst stellen sie sich sogar international hochrangigen Politikern entgegen, um für ihre Rechte zu kämpfen. Nein, das macht sicher auch keinen Spass mehr, und wer sagt einem, dass man da nicht gerade das eine Kind, das uns alle hätte retten können, getötet hat. Nein, Kinder sind ein heikles Thema geworden. Das wird auch immer intensiv in der Community diskutiert.

Dann muss man sich natürlich von den ganzen Anschlägen distanzieren. Wie schnell wird ein perfekt „geplanter“ Amoklauf zu einem Terroranschlag. Und das nur weil dummerweise einige Lokalpolitiker zur falschen Zeit am falschen Ort waren. Oder Ausländer. Darf man Ausländer egal welcher Nationalität töten? Verfolgt man dann nicht gleich eindeutig fremdenfeindliche Ideologien? Auch wenn einem das nicht bewusst war und du einfach nur jemanden töten wolltest, wen war doch dabei egal. Aber das ist es eben nicht. Es ist heute nicht egal wen man tötet!

Und dann noch die Umweltfrage. Natürlich setze ich mich seit Jahren für Umweltschutz ein. Ich bin ja kein Egoist. Auch ich will diese Erde für spätere Generationen erhalten und vor allem habe ich keinen Bock zu meinen Lebzeiten irgendwelche Umweltkatastrophen überstehen zu müssen. Also achte ich seit Jahren schon auf einen bewussteren Lebensstil. Ich bin sogar Vegetarier, kaufe nur in Bioläden und neuerdings versuche ich meinen Alltag auf „no waste“ umzustellen. Was im Alltag schon oftmals schwer ist, wird als Mörder noch schwerer. Einen Mord zu begehen ohne Spuren zu hinterlassen und dabei die Umwelt zu schonen, ist schon ein Bravourstück. Das kann nicht jeder. Da hebt man sich von der Masse ab, zumindest in meinen Kreisen.

Ich verwende zum Beispiel keine Latexhandschuhe mehr. Gute alte Lederhandschuhe, oder Baumwollhandschuhe leisten hervorragende Arbeit und die verrotten schneller als Latex und co. Als Tatwaffe würde ich auf wiederverwertbares Werkzeug zurückgreifen. Die gute alte Axt, ein scharfes Küchenmesser oder wer es ganz natürlich möchte, einen schweren Ast. Nur keine Nylonschnur oder Schusswaffen, da bleiben stets umweltschädlich Rückstände. Auch von Gift würde ich abraten. Was ist, wenn die Leiche nicht gefunden wird und Gift in einen Nahrungskreislauf gerät, ins Grundwasser sickert oder Aas-fressende Tiere, vielleicht sogar bedrohter Arten schädigt, das wäre wirklich nicht sehr professionell.

Doch damit ist es nicht getan. Wenn das schon alles wäre. Aber da ist immer noch die Leiche. Früher, schnell im Wald verscharrt, war man das Problem los. Aber das ist heute nicht so einfach. Sehen wir uns das Durchschnittsopfer mal genauer an. Was haben wir da, eine Jacke, vielleicht ein Mantel 100% Polyester, Baumwolljeans oder bei den Damen gern auch Leggins aus Polyester. Pullover, T-Shirts, BH, na was glauben sie? Genau Polyester, Chemie, alles nur Chemie. Angeklebte Fingernägel, gefärbte Haare oder Extensions, Plastikohrringe, Handtaschen, Handys,…. Und das alles landet dann unverdaulich im Waldboden. Die reinste Müllkippe.

Gut man könnte sagen, dann such dir ein Opfer im Bioladen oder beim Veggi-Döner, aber so einfach ist das auch wieder nicht. Würde ich dann nicht die Anderen diskriminieren, die die nicht so viel Wert auf ein umweltbewusstes Leben legen? Und ist das dann nicht ein politisches Statement? Bin ich dann nicht auch schon ein Terrorist, wenn meiner Tat eine politische Botschaft beiliegt?

Ja, ich sag es doch. Es ist gar nicht so einfach heutzutage ein Mörder zu sein. Vielleicht sollte ich mir ein anderes Hobby suchen, so was wie Briefmarken sammeln? Vielleicht!