Erste Gedanken

Zwangspause. Für die Einen verordnete, für die Anderen selbstauferlegte Quaratäne. Doch was macht man daraus?

Erste Gedanken

Es mag für einige ein aufgezwungener Frühlingsurlaub sein. Einfach mal zu Hause bleiben. Auf dem Balkon oder der Terrasse sitzen, die Sonne geniessen. Und so fühlt es sich dann auch gar nicht so kritisch an. Radio aus und Pumpe im Gartenteich an, zurücklehnen und das Plätschern geniessen. Aber was wäre wenn die Sonne nicht scheinen würde? Wenn Dauerregen oder Stürme uns vom Garten fern halten würden? Wäre dann eine wochenlange Quarantäne nicht tödlich? Wie lange wird es dauern, bis sich die ersten Paare an die Gurgel gehen?

Die Kinder, zunächst glücklich über schulfrei, sitzen den ganzen Tag vor dem Computer und brüten über ihre Aufgaben. Da sind Eltern im home office nicht gerade eine willkommene Abwechslung. Doch wir sind alle Betroffene. Schlichter, Richter und Organisator des eigenen Lebens, endlich müssen wir für unseren Alltag und unsere Arbeit selbst Verantwortung übernehmen, uns organisieren. Aber nach drei Tagen ist es auch genug. Nun könnte doch alles wieder normal werden, bevor ich den Verstand verliere, denkt fast jede Mutter im Moment. Online-schule, Online-Musikstunden, Online-Beratung. Aber was ist mit mir? Für mich gibt es keinen Online-Frisur, kein Online-Kosmetikstudio, oder einfach ein Online-Cafe. Okay, ja ich könnte mit meiner Freundin skypen und dabei Cappuccino schlürfen, von zu Hause aus natürlich. Aber das ist einfach nicht das Gleiche, wenn der Ehemann hinter einem am Arbeitstisch sitzt und die kleinen Anekdoten über euer Liebesleben mitbekommt.

Ich jedenfalls habe die Flucht ergriffen. Zum Glück wohnen wir idyllisch im Grünen. Hier kann man wunderbar Abstand halten und über Wiesen und durch Wälder streifen. Da breitet sich Frühling vor einem aus, unerwartete Schönheit in dieser Zeit. Und ja ich sitze auf meiner Terrasse, lausche dem Plätschern des Gartenteichs und versuche zu arbeiten. Ich habe genau 1,5 Stunden bevor die Familie wieder nach mir verlangt. Kein Kochen, kein Putzen, kein Schulaufgaben machen, mit Bauklötzen spielen oder vorlesen. Nur ich, der Frieden der Bergwelt, das Frühlingszwitschern der Vögel, das Plätschern, eine leichte Brise und Sonne und ein leeres Dokument auf dem Laptop.

Aber über was kann man denn schreiben? Es ist nicht einfach in einer weltweiten Krise, die einen ja auch betrifft, über etwas anderes zu schreiben. Aber will man von Seuchen, Tod und Infizierten, von Panik, Chaos und Verzweiflung schreiben? Nein, das will man nicht. Jedenfalls nicht im Moment. Aber nichts anderes schwirrt bei uns in den Köpfen herum, auch in meinem nicht. Ich kann nicht einfach etwas über eine Gartenfee schreiben, die über den Teich tanzt und kleine Kreise auf dem Wasser hinterlässt. Die mit ihren gläsernen Zauberstab die trockenen Stiele der Stauden berührt und schon blitzen zarte Knospen daran. Wie soll ich vom Summen der Bienenvölker schreiben, wenn ich hier sitze und sie bewundere, wie gelassen sie mit der Situation umgehen. Sie werden es überleben. Sie würden triumphieren, wenn die ganze Menschheit an einem „Schnupfen“ krepiert. Ja, ich weiss, es ist kein Schnupfen. Ich wollte es nur mit den Worten der Bienen sagen. Und die machen keinen Unterschied zwischen seuchenbedingter Atemwegserkrankung und grippalem Infekt. - Infekt,…, klingt fast wie Insekt. … Grippales Insekt. … Gibt es sowas? Ein Bienenschnupfen? Hummelhusten? Wespengliederschmerzen? Schmetterlingsschwindel? Ameisendurchfall? Wäre schon interessant. Aber die haben ihre eigenen Probleme, Artensterben und so. Es gibt ungefähr 1 Millionen Arten Insekten. Ich will nicht damit sagen, dass ich es vertretbar fände, dass auch nur eine davon durch Menschen bedingt ausstirbt. Doch überlegen wir weiter. Wie viel Arten Menschen gibt es zur Zeit auf der Erde? Da wäre der Homo sapiens sapiens, dann der … nee, ausgestorben, oder der,… nee auch ausgestorben,… usw. Es gab ja mal mehr, aber nun sind nur noch wir da. Eine Art, falls ihr beim Zählen nicht mitgekommen seid. Wir sind ganz genau noch eine Art. Wenn diese dann ausstirbt, sieht‘s schlecht aus fürs hominide Fortbestehen. Aber andere Arten würde uns sicher nicht vermissen, wie z. B. Insekten. Da brauchen wir uns keine Sorgen machen. Zum grossen Leichenschmaus sind dann auch alle eingeladen und ruckzuck ist alles weg und ganz ökologisch. Das wäre gar keine schlechte Bilanz. Auf einmal hätten wir den Planeten doch noch gerettet, einfach so. Wäre doch cool, und mindestens einen Nobelpreis wert.


Das zu den ersten Gedanken während der Krise. Ihr seht, ich muss mich noch sammeln, hoffe aber möglichst bald wieder bessere Sachen schreiben zu können.


PS: Haltet Abstand!